Etwa 200 Kilometer südlich der chilenischen Hauptstadt Santiago liegt die Kleinstadt San Fernando. Jedes Jahr im Dezember startet hier ein Mountainbike-Rennen, dessen Zielort sich etwa 1500 Höhenmeter weiter oben in den Anden befindet. In „Termas del Flaco“, so der Name dieses Dorfes, lebt interessanterweise niemand das ganze Jahr – die Straße hier hinauf ist von Mai bis Oktober unpassierbar, so dass praktisch der gesamte Ort nur in den Sommermonaten existiert. Und die einzige wirtschaftliche Aktivität hier ist der Tourismus.

Dinosaurier und Thermalquellen

Um hierher zu gelangen, muss man von San Fernando aus knapp 80 Kilometer nach Osten fahren, und drei Viertel dieser Strecke sind eine Schotterpiste zweifelhafter Qualität. Aber es lohnt sich: eine der beiden „offiziellen“ Hauptattraktionen ist ein Naturschwimmbad mit durch die Thermalquellen temperiertem Wasser, und es ist schon ein Erlebnis, hier oben mit Hochgebirgspanorama Körper und Seele in diesem Schwimmbad zu entspannen. Die andere Attraktion sind versteinerte Dinosaurierspuren, die allerdings nur nach einer etwa einstündigen Wanderung zu erreichen sind.

Die eigentlichen Highlights sind meiner Meinung nach aber ganz andere, und viel profanere: da ist zum einen die Landschaft, Hochgebirge eben. Zum anderen aber auch die Tatsache, dass es hier keinen Handyempfang gibt, hin und wieder das Wasser abgestellt wird, und es in der zweiten Nachthälfte auch kein Licht gibt, da die Generatoren irgendwann ausgeschaltet werden und die Batterien nicht die ganze Nacht vorhalten. Wenn man in einer Großstadt lebt und dort dem täglichen Stress ausgesetzt ist, weiß man diese Ruhe und Zivilisationsferne durchaus zu schätzen.

Desafío Termas del Flaco

MTB-Team des Club Banco Santander
MTB-Team des Club Banco Santander

Ein wiederkehrendes Highlight in diesem Bergdorf ist das jedes Jahr im Dezember stattfindende Radrennen. Zwischen drei und sieben Stunden benötigen die Teilnehmer von San Fernando hier hoch. Auch ich war in den vergangen Jahren zwei Mal mit von der Partie. Dieses Jahr bin ich zwar angemeldet, kann aber aufgrund meiner Operation im Oktober nicht teilnehmen. Das hindert mich aber nicht daran, mit meinem Club hierher zu kommen, die Sportler anzufeuern und im Ziel zu erwarten. Denn da die meisten nach dem Rennen hier übernachten, ist es neben dem Sport vor allem der soziale Aspekt, der die Veranstaltung auszeichnet.

So auch dieses Mal. Nachdem alle im Ziel eingetroffen sind und sich frischgemacht haben, treffen wir uns mit der ganzen Gruppe zum Abendessen und klönen noch ein paar Stunden, bis die Müdigkeit dann doch alle in die Betten treibt.

Abenteuer Rückfahrt

Richtig spannend wird es allerdings am nächsten Tag. Wir hatten für diese Tour einen Kleinbus gechartert, mit Anhänger für die Räder. Und das erweist sich auf dieser Straße zum Problem, denn der Bus setzt – vor allem bei den Bachdurchquerungen – etliche Male auf, und einmal bleiben wir ganz stecken. Nur mit Hilfe eines Pick-Ups, der den Bus am Abschleppseil aus seiner misslichen Lage herauszieht, geht es nach dieser Zwangspause weiter. Abgesehen von der Blockade der Straße durch eine Schafherde verläuft danach die Rückfahrt unspektakulär, und wir kommen wohlbehalten wieder in Santiago an. Allerdings glaube ich, dass dieser Busfahrer das erste und letzte Mal für diese Strecke zu haben war…