Unter „Kommunikation“ verstehen viele heutzutage vor allem Facebook, Whatsapp und ähnliches. Dabei sollte man nicht vergessen, dass dies ja eigentlich nur Hifsmittel der Kommunikation sind. Die eigentliche Kommunikation findet von Mensch zu Mensch statt. Und hierbei spielt – vor allem auf Reisen – eine Komponente eine ganz wichtige Rolle: die Sprache.

Die Basis der Kommunikation auf Reisen

Ich denke, jeder, der individuell und unabhängig reisen will, sollte zumindest des Englischen mächtig sein. Inwieweit darüber hinaus dann etwas passiert, ist wohl von Person zu Person unterschiedlich. Zwar gibt es dank der verschiedenen Übersetzer-Apps auf dem Smartphone mittlerweile auch Hilfe von technischer Seite (wobei es irgendwo in der Pampa ohne Internet fraglich ist, ob diese Hilfe wirklich funktioniert), aber um den Menschen auf Reisen näher zu kommen, ihre Lebensumstände zu verstehen und in die Kultur eines Landes einzutauchen, ist es wohl unabdingbar, direkt – und ohne den technischen Mittelsmann – mit den Leuten zu reden. Und dafür gibt es eben keine bessere Möglichkeit als die Sprache des Gastlandes.

In der touristischen Infrastruktur ist mittlerweile auch in vielen weniger bekannten Reiseländern ein brauchbares Englisch vorzufinden. Aber eben nur dort. Und eben nicht auf den Dörfern, eben nicht unter Bauern und Viehhirten, und schon gar nicht in Gegenden, wo normalerweise kein Tourist hinkommt und wo auch das Internet noch weit weg ist.

Wobei es in ehemaligen Kolonien oder in Staaten, die lange Zeit nicht als selbständige Staaten existierten, sondern nur als Provinz eines anderen, mitunter etwas schwierig ist, gerade die richtige Sprache parat zu haben. In ehemaligen Sowjetrepubliken kommt man wohl mit Russisch schon recht weit, und muß daneben nicht auch noch Kasachisch oder Belarussisch beherrschen. Vorausgesetzt, es gibt gerade keine politischen Spannungen oder gar kriegerische Auseinandersetzungen mit der ehemaligen Hoheitsmacht – im Kaukasus etwa würde ich mit dieser Herangehensweise eher vorsichtig sein. Auch die geographische Nähe zweier Länder ist nicht unbedingt ein Garant für Sprachakzeptanz: in Griechenland oder einem Großteil Zyperns sollte man seine Türkisch-Kenntnisse wohl nur bedingt anwenden. Ein anderes Problem, dem man je nach Reiseziel mitunter begegnet, ist, dass man eventuell gar nicht weiß, welche Sprache man lernen sollte – in Indien gibt es 22 offiziell anerkannte Sprachen! Und wenn ich nur an die Unterschiede zwischen Schwäbisch und Kölner Platt denke…

Die fünf wichtigsten Fremdsprachen

Eine Benennung der wichtigsten Sprachen ist gar nicht so einfach, denn man müßte natürlich unterscheiden, ob man sich mit Muttersprachlern unterhalten will, oder man von den Menschen in den bereisten Gegenden auch Fremdsprachenkenntnisse erwartet. Nach obigem Verständnis eher ersteres, allerdings gibt es international wichtige Sprachen, die quasi überall gelehrt werden und einem statistisch gesehen auf Reisen eher hilfreich sein werden. Hier also ein kurze Zusammenstellung:

  1. Mandarin-Chinesisch: 1 Milliarde Muttersprachler. Da geht’s schon los. Es gibt verschiedene Chinesisch-Varianten, und vielleicht will man ja in Gegenden Chinas reisen, wo gerade nicht Mandarin gesprochen wird…
  2. Spanisch: 400 Millionen Muttersprachler. Mit Ausnahme von Brasilien spricht fast ganz Lateinamerika Spanisch. Und Spanien natürlich. Aber das war’s dann auch schon.
  3. Englisch: 380 Millionen Muttersprachler. Neben USA, Kanada und Australien ist Englisch auch z.B. in Teilen der Karibik zuhause. Und es wird fast überall als erste Fremdsprache gelehrt, so dass weltweit etwa 1,5 Milliarden Menschen ihrer mächtig sind. Ein absolutes Muss!
  4. Hindi: 350 Millionen Muttersprachler. Wo? In Indien natürlich. Weitere 100 Millionen Menschen sprechen eine sehr verwandte Sprache, so dass Hindi hier eigentlich auf Platz 2 stehen müsste. Und weitere 200 Millionen sprechen sie als Zweitsprache. Nicht schlecht.
  5. Portugiesisch: 240 Millionen Muttersprachler. Wer hätte das gedacht? Davon lebt ein Großteil in Brasilien, und neben Portugal ist die Sprache als Muttersprache auch noch in einigen ehemaligen Kolonien präsent.

Wer jetzt allerdings glaubt, mit diesen fünf Sprachen kommt man überall durch, liegt natürlich falsch. Und wenn ich jetzt behaupte, dass Französisch (v.a. Afrika), Russisch, Arabisch und Bengali (Bangladesch, Indien) im Prinzip genauso wichtig sind, wird man mir da schwerlich widersprechen können. Das sind jetzt schon neun Fremdsprachen, dazu kommt dann Deutsch, und wenn auch nur einer meiner Leser diese zehn Sprachen einigermaßen spräche, dann wäre ich schon ziemlich sprachlos.

Und wie halte ich es?

Es kommt also, wie auch nicht anders zu erwarten, immer darauf an, wo man gerade hin will. Auch Weltreisende tun also gut daran, die Auswahl ihrer Sprachkenntnisse an den in der näheren Zukunft zu bereisenden Regionen festzumachen. Umgekehrt sollte man sich aber auch nicht unnötigerweise einschränken. Ich habe viele Reisende getroffen, die nur deshalb nicht nach Südamerika kamen, weil sie kein Spanisch konnten. Da wäre es aber meiner Meinung nach sinnvoller, die ersten paar Wochen in einem Land in einen Sprachkurs zu investieren, das hilft nicht nur im Hinblick auf erste soziale Kontakte, sondern man kann das Erlernte auch gleich im Alltag anwenden. Und es gibt eigentlich keine bessere Möglichkeit, eine Sprache zu lernen, als in dem Land, in dem diese gesprochen wird.

Ich hatte diesbezüglich das Glück, dass mir – neben Englisch, welches in in der Schule gelernt und im Studium durch das Lesen von Fachliteratur deutlich verbessert habe – sowohl Französich (zwei Jahre in Frankreich) als auch Spanisch (seit 2004 in Chile) durch langfristige berufliche Aufenthalte quasi in den Schoß gefallen sind. Aber auch darüberhinaus bin ich wohl relativ sprachbegabt und auch sprachinteressiert. Mein im Wesentlichen durch Duolingo erworbenes Portugiesisch ist mittlerweile ganz ordentlich, und die Motivation dafür kam aus der Tatsache, dass Brasilien ein unheimlich interessantes Land ist, zu dem es (von Chile aus) auch nur ein Katzensprung ist. Und darüberhinaus? Ich fände es zwar klasse, Chinesisch oder Arabisch zu sprechen, aber diese Sprachen sind den mir geläufigen so fremd, dass ich mich da wohl auf ein paar Floskeln und wichtige Redewendungen beschränken muss. Genauso wie bei einigen anderen eher „exotischen“ Sprachen, die aber für bereits geplante zukünftige Reisen interessant sind, wie beispielsweise Türkisch. Ich denke, wenn man in einem Land zumindest ein paar Brocken der Sprache beherrscht, was sich eigentlich schon aus Höflichkeit gegenüber der dortigen Bevölkerung gebietet, so können eben auch diese paar Brocken ein Türöffner sein, die Kleinigkeit, die den Unterschied ausmacht, als Tourist nur geduldet oder als Reisender herzlich willkommen zu sein.

In diesem Sinne: Frohes Sprachenlernen!